Ein Erfahrungsbericht für Architekt:innen, Storedesigner:innen und Shopbetreiber:innen
London zählt zu den wichtigsten internationalen Standorten für Flagship-Stores führender Marken. In einer mehrtägigen Feldstudie wurde untersucht, wie LED-Technologien aktuell in Retail-Stores eingesetzt werden – mit Fokus auf Bildwirkung, Integration, Content und Markeninszenierung.
Ziel war es, aus realen Beispielen konkrete Handlungsempfehlungen abzuleiten, die für Architekten und Storeverantwortliche direkt anwendbar sind.
Die größte Herausforderung war die Bildwirkung in Schaufenstern. Reflektionen im Glas, direkte Sonneneinstrahlung und ungünstig gewählte Inhalte führten häufig zu einem drastischen Qualitätsverlust.
Drei häufige Szenarien wurden beobachtet:
Empfehlung: LED für Auslagen müssen kontraststark, hell, und architektonisch präzise eingebaut sein. Content sollte zurückhaltend und klar lesbar sein – besonders bei Tageslicht.
Selbst in Premium-Stores waren zahlreiche LED-Installationen handwerklich schwach: sichtbare Kabel, Spalten, schiefe Module oder schwer wartbare Konstruktionen mit Pixelfehlern.
Empfehlung: Die Integration der LED muss früh im Designprozess berücksichtigt werden. Ein hochwertiger Screen braucht eine ebenso hochwertige Einbindung in Architektur, Lüftung und Wartungskonzept.
Je größer der Screen, desto mehr Einfluss hat er auf die Raumwirkung. Klassischer Kampagnen-Content ist oft zu schnell, zu laut, zu ungefiltert – und stört mehr als er nützt. Die LED wird dann zur digitalen Werbetafel statt zur Markenfläche.
Positivbeispiel: Zara nutzt ruhige, stimmige Inhalte, die in das Storedesign eingebettet sind – dort entsteht Atmosphäre statt Ablenkung.
Empfehlung: Große Screens benötigen speziell kuratierte Inhalte, abgestimmt auf Raum, Licht und Betrachtungsabstand. Content muss emotional, ruhig und markengerecht sein – und regelmäßig hinterfragt werden.
Viele LED-Screens in London wirkten überbelichtet. Was auf Messen gut aussieht, kann im Retail überfordern. Zu grelle Screens stören die Raumatmosphäre und lenken von Produkten oder Menschen ab.
Empfehlung: Weniger Helligkeit, mehr Kontrast. Farben satt, aber nicht grell. Im Idealfall passt sich die Helligkeit automatisch an die Umgebungsbeleuchtung an.
Harrods zeigte, wie stark eine durchdachte LED-Formatstrategie wirken kann: nur zwei LED-Typen im ganzen Gebäude (runde Flächen an Rolltreppen und vertikale Totems). Das Resultat: Ruhe, Klarheit, technische Eleganz.
Im Gegensatz dazu: viele andere Stores mit einem Wildwuchs an LED-Formaten – technisch uneinheitlich, inhaltlich beliebig.
Empfehlung: Wiederkehrende, definierte Formate sparen Kosten, vereinfachen Content-Management und stärken die visuelle Markenidentität.
LED ist im Retail kein Zusatz, sondern Teil des Raums. Umso wichtiger ist ein ganzheitlicher Planungsansatz, der Technik, Design und Inhalt gleichwertig behandelt.
Nur wer LED als architektonisches Medium begreift – und nicht als Werbedisplay – wird eine starke, konsistente und moderne Markeninszenierung schaffen. Dafür braucht es Disziplin, kreative Führung und technische Exzellenz.